Franz Josef Strauß 03.10.2018
Ein Leben im Dienste der Res Publica
Franz Josef Strauß während der Debatte um die Pariser Verträge und damit um die Wiederbewaffnung Deutschlands
© picture alliance/dpa

Franz Josef Strauß war einer der profiliertesten und zugleich der umstrittenste Politiker der alten Bundesrepublik. Er prägte Deutschland entscheidend, war Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Bundesminister, Ministerpräsident und Kanzlerkandidat.

Karrierebeginn in Bonn

Im Spätsommer 1949 konstituierte sich erstmals die CSU-Landesgruppe im neu gewählten Bundestag, Franz Josef Strauß übernahm bald den geschäftsführenden Vorsitz. Innerhalb kürzester Zeit gelang es Strauß aus den bayerischen Abgeordneten eine schlagkräftige, professionelle Truppe zu formen. Er begründete damit den Nimbus, den sich die Abgeordneten der CSU bis heute erhalten haben. Mit seiner Berufung zum Bundesminister für besondere Aufgaben im Jahr 1953 blieb er zwar Vorsitzender der Landesgruppe, überließ aber Richard Stücklen die Geschäftsführung und den stellvertretenden Vorsitz in der Gesamtfraktion von CDU/CSU. Strauß übernahm 1956 das Amt des Verteidigungsministers und wurde so einer breiten Öffentlichkeit bundesweit bekannt. Die Aufrüstung der neugeschaffenen Bundeswehr sowie deren Verankerung in der Gesellschaft standen im Mittelpunkt seiner Amtszeit. Im Zuge der Spiegel-Affäre sah sich Franz Josef Strauß gezwungen, am 14. Dezember 1962 zurückzutreten. Strauß übernahm nun im Januar 1963 zum zweiten Mal den Vorsitz in der CSU-Landesgruppe. Während dieser zweiten Amtszeit konnte Strauß in Kombination mit dem Parteivorsitz, welchen er seit 1961 innehatte, die Position der CSU im Bund ausbauen und stärken. Strauß formulierte, wie keiner vor ihm, den bundespolitischen Anspruch der bayerischen Volkspartei. Dieses Selbstbewusstsein zeigte sich bei der Regierungsbildung 1965, bei der die CSU fünf Minister im Kabinett stellte. Auch in der folgenden Legislaturperiode blieb Franz Josef Strauß Vorsitzender der Landesgruppe, wobei er Konflikten mit der Bundesregierung vor allem in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik keineswegs scheute.

Finanzpolitischer Scharfsinn

In Anbetracht der Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 1966 hielt es Strauß für notwendig, das Modell der Sozialen Marktwirtschaft zu reformieren, was Bundeskanzler Ludwig Erhard jedoch entschieden ablehnte. Dies gipfelte schließlich in eine Koalitionskrise, die mit dem Ausscheiden der FDP-Minister im Oktober und dem Rücktritt Ludwig Erhards ihren Höhepunkt erreichte. Anschließende Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD über eine große Koalition, die Franz Josef Strauß und Herbert Wehner maßgeblich führten, konnten mit der Wahl von Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler Ende1966 erfolgreich abgeschlossen werden. Mit seiner Berufung als Finanzminister gab Strauß den Vorsitz der Landesgruppe endgültig ab. Bei der Umsetzung seines Ziels, die Bundesfinanzen langfristig zu konsolidieren, fand Franz Josef Strauß in seinem sozialdemokratischen Ministerkollegen im Wirtschaftsministerium, Karl Schiller, einen hervorragenden Partner. Um das gemeinsame Ziel zu erreichen, nahm man im Bereich der Ausgaben Kürzungen vor und verlieh der Wirtschaft durch Umschichtungen in den investiven Bereichen neue Wachstumsimpulse. Am Ende seiner Amtszeit konnte Franz Josef Strauß seinem sozialdemokratischen Nachfolger somit konsolidierte Staatsfinanzen hinterlassen.

Wahlkampf 1980

In den folgenden Jahren der Opposition blieb Franz Josef Strauß in der Funktion des finanz- und wirtschaftspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Bereichen Finanzen und Wirtschaft auch weiterhin eng verbunden. Strauß tat sich in den Folgejahren als besonders energischer Kritiker der sozialdemokratisch geführten Bundesregierung hervor und geißelte deren Finanz- und Steuerpolitik: Sein Ausspruch, wonach sich ein Hund eher einen Wurstvorrat anlege, als dass eine sozialdemokratische Regierung Steuern aufgebe, ist bis heute legendär. Auch kritisierte Strauß die Ostpolitik Brandts aufs schärfste. 1978 folgte der Wechsel nach Bayern. Strauß folgte Alfons Goppel als Bayerischer Ministerpräsident nach. Doch schon weniger Monate später betrat Strauß erneut die bundespolitische Bühne als die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag Strauß im Juli 1979 mit 135 zu 102 Stimmen zum gemeinsamen Kanzlerkandidaten der Union wählte. Bei der Wahl am 5. Oktober 1980 erreichte die Union 44,5 Prozent und lag damit vor der Regierungspartei SPD. Dies war in Anbetracht der linken Schmutzkampagnen, mit denen sich Strauß im Wahlkampf konfrontiert sah, ein beachtliches Ergebnis. SPD und FDP stellten jedoch weiterhin die Bundesregierung und Strauß nahm sein Bundestagsmandat nicht an, sondern behielt sein Amt als Bayerischer Ministerpräsident. Doch auch aus Bayern verschaffte er sich, bis zu seinem Tod im Oktober 1988, regelmäßig auf der bundespolitischen Bühne Gehör – zur Freude der einen, zum Schrecken der anderen.

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