Die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes sind für seine Entwicklung und seine Gesundheit auch im Erwachsenenalter prägend. Das zeigen neueste wissenschaftliche Forschungen.

Neueste wissenschaftliche Forschungen zeigen, dass die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft sowie die Ernährung des Säuglings in den ersten zwei Jahren nicht nur das spätere Essverhalten des Kindes mitbestimmt, sondern die Risiken für Allergien, Übergewicht oder Diabetes beeinflusst. Deshalb müssen die Weichen für eine gesunde Entwicklung früh gestellt werden. Die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion diskutierte Anfang Juli mit Experten und Politikern darüber, wie die Rahmenbedingungen für Prävention und Versorgung verbessert werden können. Angesichts der raschen Ausbreitung von Diabetes und Übergewicht bei Kindern müsse die Politik reagieren, verlangte die stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Gitta Connemann. Sie lenkte den Blick auf die sozio-ökonomischen Folgen für die Gesellschaft. So betrügen die Kosten für die Behandlung und Versorgung von Diabetes-Patienten inzwischen 21 Milliarden Euro pro Jahr, was elf Prozent der Ausgaben der Krankenversicherungen ausmache. Folglich sei es richtig, mehr auf Prävention zu setzen. Connemann bekräftigte die Forderung der Union nach Schaffung eines Bundesinstituts für Ernährung, das sich auch mit Fragen der frühkindlichen Entwicklung beschäftigen solle. Marlene Mortler, ernährungspolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe, die die Diskussionsrunde moderierte, wies ebenfalls auf die Bedeutung von Prävention hin.

Entwicklung und Gesundheit von Kindern maßgeblich durch die Ernährung beeinflusst

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betonte, dass die Entwicklung und Gesundheit von Kindern nicht nur durch die genetische Ausstattung oder das familiäre Umfeld beeinflusst werde, sondern maßgeblich durch die Ernährung. Die Forschung habe sogar ergeben, dass die Ernährung in der Schwangerschaft Auswirkungen auf die genetische Disposition des Kindes habe. So würden Gene durch eine bestimmte Nahrungszufuhr ein- oder ausgeschaltet. Forscher hätten beispielsweise herausgefunden, dass Säuglinge, die regelmäßig Fisch erhielten, in Sehtests besser abschnitten. Mit Blick auf die enorm gestiegene Lebenserwartung müsse man früh die Weichen dafür stellen, dass die Menschen möglichst lange ein gutes, gesundes Leben hätten, so Wanka.

Aufklärung und Prävention zielführender als Gesetze

Die frühkindliche Ernährung über Gesetze zu regeln, lehnte sie jedoch ab. Damit könne man die Menschen allenfalls kurzfristig aufrütteln. Langfristig seien Aufklärung und Prävention zielführender. Wanka sprach sich dafür aus, Wissen über Nahrungsmittel und Essenszubereitung auch in der Schule zu vermitteln. Die Schulen sollten wieder Schulküchen einführen, statt sich von Caterern beliefern zu lassen. Nebenbei könnten die Schüler so auch wieder ans Kochen herangeführt werden.

Warum die ersten 1.000 Tage von der Eizelle bis zum Kleinkind so bedeutsam sind, erläuterte Berthold Koletzko, Ernährungsexperte von der Ludwig-Maximilians-Universität München. In dieser Zeit steigere der Säugling sein Gewicht um das Millionenfache. Jenseits der Massenzunahme entstünden aber auch die Organe, entwickele sich das Hirn. Die spätere Körpergröße, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit würden geprägt. So könne mit Folsäure Fehlbildungen im Mutterleib vorgebeugt werden und mit Omega-3-Fettsäuren das Risiko extremer Frühgeburten verringert werden. Die Langzeiteffekte des Stillens sei eine geringere Neigung zu Ekzemen, chronischen Darmentzündungen und Diabetes. Sogar die Intelligenzentwicklung könne angeregt werden.

Nationales Forschungszentrum gefordert

Koletzko bedauerte, dass Deutschland kein nationales Forschungszentrum für Kindergesundheit habe. Um die Prävention zu befördern, gebe es aber einfache und kostengünstige Maßnahmen wie die Beratung Schwangerer oder die Verbreitung von Ernährungsempfehlungen nicht zuletzt über Multiplikatoren. 

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