Pegida-Demonstrationen, Überwachung von Salafisten, Integrationsverweigerer - die Diskussion über die Rolle des Islam in Deutschland hat seit der Flüchtlingskrise noch einmal an Dynamik gewonnen. Publizistin Necla Kelek im Interview

Vergangenes Jahr hat die CSU-Landesgruppe einen Gesprächskreis zum Thema Islam ins Leben gerufen, unter der Leitung von Alexander Radwan. Ziel ist, mit Islam-Experten aus Religion, Wissenschaft und Politik ins Gespräch zu kommen und sich über unterschiedliche Aspekte auszutauschen. Vergangene Woche wurde die Frage diskutiert „Ist der Islam ein Integrationshindernis?“ Als Gesprächspartnerin eingeladen war die Publizistin Necla Kelek.

Frau Kelek, ist der Islam in Ihren Augen denn ein Integrationshindernis?

Der Islam ist, wie er sich institutionell durch die Verbände präsentiert, ein Integrationshindernis. Der real existierende Islam, das heißt, wie seine Organisationen ihn praktizieren, ist nicht in der Moderne angekommen. Nach wie vor verlangt und erwartet dieser Scharia-Islam von seinen Gläubigen Unterwerfung und erkennt keine Individualrechte an. Dieser so gelebte Islam ist nicht nur ein Glaube, sondern auch eine Weltanschauung, der auf Abgrenzung von anderen Glaubensrichtungen setzt. Diese Abgrenzungspolitik zeigt sich besonders in Fragen der Geschlechtertrennung. Und drückt sich unter anderem im demonstrativen Tragen von Kopftüchern oder Forderungen nach Geschlechtertrennung in Schwimmbädern aus. Er hat aber auch kriegerische und missionarische Seiten. Das geht soweit, dass in Moscheen - auch in Europa - das Märtyrertum als vollendeter Handel mit Gott gepredigt wird. Was manche Gläubige dann zu Selbstmordattentätern oder IS-Kämpfern werden lässt.

Sie haben die These aufgestellt, dass das autoritäre islamische Gesellschaftssystem den Menschen keine ausreichende Perspektive bietet. Woran liegt das und welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie? Können Sie uns hier ein Beispiel nennen?

Die islamischen Diktatoren setzen auf Unterwerfung der Gläubigen gegenüber der Obrigkeit. Das können sie, weil die autoritativen Schriften, der Koran und die Sunna, die Einheit von Staat und Religion und damit die Unterwerfung gegenüber Gottesgesetzen verlangt. Die Säkularisierung, also die Trennung von Staat und Religion, gibt es im muslimischen Denken nicht. Staat und Religion sind eins und für die überwiegende Mehrheit der Menschen, die in diesen Gesellschaften sozialisiert wurden, erscheint ein Leben ohne Religion undenkbar. Wir haben in fast allen Ländern die Schariagesetze als herrschendes Recht, das von Einzelnen Ergebenheit vor Obrigkeit und Gott setzt. Dies wird durch Militär, Polizei oder auch Religionsmilizen kontrolliert. Die Herrschenden setzen also auf Unterwerfung statt Verantwortung gegenüber ihrer stets wachsenden Bevölkerung. Besonders der Jugend werden keine Entfaltungsmöglichkeiten geboten, dazu würde es Angebote für Arbeit, Bildung, Kunst, Kultur oder Sport bedürfen. Die Jugend hat keinen Raum, keine institutionelle Möglichkeit der Reflektion über die eigene politische, religiöse oder wirtschaftliche Lage.

Was raten Sie der Politik, wie soll sie mit dem Islam in Deutschland umgehen?

Alles, was mit unseren demokratischen Mitteln möglich ist, sollten wir nutzen, um zu kontrollieren, was in Moscheen und Islamverbänden gepredigt und gelehrt wird. Wenn es nötig ist, sollten islamistische Institutionen geschlossen werden. Der Einfluss von ausländischen Regierungen und Geldgebern sollte kontrolliert werden. Zum Beispiel sollten auf Dauer keine Imame des türkischen Staates in deutschen Moscheen zugelassen werden.

Man sollte damit aufhören, die Islamverbände als Vertreter und Sprecher „des Islam“ zu akzeptieren, sondern nur als das, was sie sind, sehen: Vertreter ihrer Mitglieder. Die Islamverbände vertreten nur zehn Prozent der Muslime in Deutschland. Die 1. Islamkonferenz war ein Beispiel dafür, wie es gehen könnte. Organisierte und säkulare Muslime waren gleichberechtigt und das Thema war, wie diese Religion sich in den Wertekonsens des Grundgesetzes integrieren kann.

Religionsfreiheit bedeutet nicht nur, zu glauben was man will, sondern auch vor religiösen Übergriffen geschützt zu werden. Wir müssen die republikanischen Werte von Freiheit und Verantwortung auch auf die Muslime anwenden, von ihnen eine Integrationsleistung einfordern und unsere Werte leben und vermitteln. Dabei gilt es, allen, besonders den Frauen, den Schutz unserer Verfassung zu garantieren.

Die Muslime sind keine Mündel, sie brauchen nicht die Bevormundung der Verbände und niemanden, der für sie spricht. Sie müssen Verantwortung als Bürger übernehmen. An ihrem Verhalten zu den Prinzipien unserer Freiheit sollten wir sie messen. Und an ihrem Engagement, dem Missbrauch ihres Glaubens entgegenzutreten.

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