Rede zum Gesetz über die jüdische Militärseelsorge

 

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn die Zahl der Gläubigen in den Kirchen zurückgeht, so ist doch das Bedürfnis nach einem spirituellen Halt im Leben ungebrochen. Und fast jeder von uns – egal welchen Glaubens – ist in seinem Leben schon einmal mit Seelsorge in Berührung gekommen und weiß, wie wertvoll – wörtlich – die „Sorge um die Seele“ ist.

Ich selbst habe bei meinem Besuch im Kosovo von dem dortigen Bundeswehrseelsorger nach einem guten Gespräch ein kleines Kreuz geschenkt bekommen, in dieser besonderen Situation, in der man sich im Ausland befindet, in einer ungewohnten Umgebung, und doch als Gemeinschaft mit den Kameraden und Kameradinnen zusammensteht. Das begleitet und berührt mich noch heute. Heute ist ein besonderer Tag; denn wir erweitern die Seelsorge für diejenigen, die unser ganzer Stolz als Parlament sind: unsere Soldatinnen und Soldaten.

In dieser Woche haben wir wieder mehrere Verlängerungen von Bundeswehrmandaten beschlossen. Es ist unsere Fürsorgepflicht, für seelischen Beistand unserer Parlamentsarmee zu sorgen. Hier setzt die Militärseelsorge an. Sie begleitet auch in schweren Zeiten und fängt auf, nicht nur die Soldaten aller Glaubensrichtungen im Ausland und Inland selbst, sondern auch deren Familien. Diese seelsorgerische Unterstützung soll jedem unserer Soldatinnen und Soldaten gleichermaßen zur Verfügung stehen, auch den jüdischen Kameradinnen und Kameraden, und das besonders vor dem Hintergrund unserer Geschichte. Wenn wir uns bewusst machen, dass heute deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens einen Eid ablegen, unser Vaterland tapfer zu verteidigen, dann lässt mich das nicht kalt. Dass so selbstverständlich jüdische Soldatinnen und Soldaten unseren Streitkräften angehören, ist einfach ein unschätzbarer Wert.

Der dem Gesetz zugrundeliegende Vertrag betont nochmals die Wichtigkeit der Gewissheit für alle in unserem Land, dass das Judentum fester Bestandteil der demokratischen Gesellschaft unserer Bundesrepublik ist und das auch bleiben soll. Diese Gewissheit wird durch die Einführung der militärischen Militärseelsorge bestärkt und setzt ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Diesem Gesetz kann man nur zustimmen.

Mein geschätzter Kollege Markus Grübel hat es in einer Rede zu diesem Gesetz sehr treffend formuliert. Es geht um mehr als Toleranz. Es geht eben nicht nur um das reine Tolerieren einer anderen Weltanschauung. Es geht um Respekt, Respekt im Sinne eines Achtens einer anderen Religion, im Sinne eines Wertschätzens der anderen Ansicht. Und genau diese Wertschätzung und diesen Respekt bringen wir mit der Erweiterung der Militärseelsorge um die jüdische Militärseelsorge zum Ausdruck.

Vielen herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

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