Rede zur Nationalen Tourismusstrategie

Seit der Wiedervereinigung sind die Übernachtungszahlen in Deutschland von 277,4 Millionen im Jahr 1993 um rund 40,7 Prozent auf 390,3 Millionen im Jahr 2018 angestiegen. Der Incoming-Tourismus hat einen nicht unerheblichen Anteil daran: 2018 gab es 87,7 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste in deutschen Beherbergungsstätten, 3,4 Millionen Übernachtungen mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 4,5 Prozent.

Der Incoming-Tourismus ist insbesondere in den neuen Bundesländern stark angestiegen. Betrugen die Ausländerübernachtungen einschließlich Berlin 1993 noch 3,4 Millionen, konnte bis 2018 ein Zuwachs um 500 Prozent auf 20,5 Millionen Übernachtungen erzielt werden. Im gleichen Zeitraum sind die Übernachtungszahlen in den alten Bundesländern um 115 Prozent angestiegen, von 31,3 Millionen auf 67,2 Millionen Übernachtungen.

Insbesondere für die Europäer ist Deutschland ein wichtiger Zielmarkt. Nach Spanien belegt Deutschland hier den zweiten Platz mit 59,3 Millionen Reisen, was einem Zuwachs von 5,5 Prozent in 2018 entspricht. Wie diese Zahlen bereits vermuten lassen, ist der Tourismus damit ein wahrer Jobmotor für die Bundesrepublik. 2,9 Millionen Menschen konnten 2018 im Tourismusbereich einer Beschäftigung nachgehen. Der direkte Anteil der Tourismuswirtschaft an der Bruttowertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft betrug 3,9 Prozent.

Mit Blick auf die Entwicklung des Tourismus in den neuen Bundesländern zeichnet sich ein positives Bild. Auch wenn die Zahlen für 1989 Ostberlin mit einschließen und die Zahlen für 2008 nur für die fünf neuen Bundesländer ohne Berlin gelten, sind diese Ausdruck für einen veränderten Tourismus in Ostdeutschland. 1989 gab es in der DDR nur 433 Hotels. Diese verzeichneten 3,6 Millionen Ankünfte und fast 10 Millionen Übernachtungen.

Knapp 30 Jahre später hingegen zeigt sich eine veränderte Struktur: 2018 checkten in den 3 078 Hotels über 18 Millionen Besucher mit fast 40 Millionen Übernachtungen ein. Die Anzahl von Hotels und die Ankünfte und Übernachtungen in den neuen Bundesländern sind folglich stark gestiegen. Unter Einbeziehung des ehemaligen Ostberlins für die Daten von 2018 würde sich ein noch größeres Wachstum zeigen.

In deutlich geringerem Ausmaß ist die Anzahl der Campingplätze angestiegen. Waren es 1989  531, wurden 2018  631 Plätze verzeichnet. Mit Bezug auf die Entwicklung der Jugendherbergen und -hütten zeigt sich, wie sich das Reiseverhalten nach der Wende verändert hat: Auch wenn sich die Anzahl dieser Häuser mehr als verdoppelt hat, so stieg diese binnen drei Dekaden von 241 auf 493, sind die Ankünfte von 1,2 Millionen nur auf 1,5 Millionen angestiegen. Ohne Ostberlin zeigt die Übernachtungsanzahl sogar einen Rückwärtstrend.

Für die Erholungs-, Ferien- und Schulungsheime ergeben sich im Vergleich zu 1989 und 2018 stark rückläufige Zahlen. Waren im Jahr des Mauerfalls noch 3 690 Einrichtungen in Betrieb, die fast 1,6 Millionen Gäste mit rund 30 Millionen Übernachtungen empfingen, verkleinerte sich die Anzahl der geöffneten Betriebe auf 348 mit nur noch etwa 1 Million Ankünfte und 3,5 Millionen Übernachtungen.

Der Spreewald, der zum Teil zu meinem Wahlkreis gehört, profitierte in den letzten zehn Jahren stark von wachsenden Besucherzahlen. Der Bekanntheitsgrad der Region konnte gesteigert werden, und so überrascht es nicht, dass der Spreewald hinsichtlich der Gästeankünfte im Vergleich zu allen anderen Reisegebieten in Brandenburg den ersten Platz belegt. Den zweiten Platz verteidigt der Spreewald hinter dem Seenland Oder-Spree mit Bezug auf die Übernachtungen.

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der Ankünfte um 69,9 Prozent erhöht. Die Zahl der Übernachtungen wurde sogar um 78,6 Prozent gesteigert. Einen nicht unerheblichen Anteil an den Gästen im Spreewald haben internationale Besucher. 2018 trafen gut 51 000 Übernachtungsgäste im Spreewald ein, die fast 115 000 Übernachtungen buchten. Allein im letzten Jahr zeigten sich auch hier große Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich.

Am Schluss meiner Ausführungen möchte ich noch auf ein für den Spreewald bedeutendes Thema aufmerksam machen. Der Kohleausstieg in der Lausitz sorgt für einen angespannten Wasserhaushalt im Spreewald. Daraus resultiert für die nach Ankunftszahlen wichtigste Destination in Brandenburg eine große Gefahr für den Tourismus. Deshalb trete ich dafür ein, dies bei den weiteren Verhandlungen zum Kohleausstieg zu berücksichtigen.

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