Nach Tunnelhavarie und Rheintal-Streckensperrung 2017 von Rastatt - Aufarbeitung und Notfallmanagement entwickeln

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Gastel, Ihre Ausführungen verwundern mich schon ein Stück weit:

(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ehrlich?)

Sie selbst waren bei der Ausarbeitung des Bundesverkehrswegeplans dabei, den wir verabschiedet haben.

(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Sie haben alle unsere Anträge abgelehnt! Alle haben Sie abgelehnt!)

42 Prozent von 72 Milliarden Euro bis 2030 gehen an die Bahn und in unsere Schienenstrecken. Das ist eine klare Botschaft für die Schienenwege in unserem Land.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Felix Schreiner [CDU/CSU]: Das ist die Wahrheit! – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bis dahin haben Sie die Straßen ausgebaut und das Geld ausgegeben! Wo sind denn die Schienenwege? Die haben Sie noch nicht mal bewertet!)

Nun zum Antrag der FDP. Er scheint mir doch ein Stück weit mit sehr heißer Nadel gestrickt worden zu sein. Man könnte frei nach Christian Lindner sagen: Lieber schnell einen Antrag schreiben, als einen guten Antrag schreiben.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der SPD – Alexander Graf Lambsdorff [FDP]: So witzig war das jetzt auch nicht!)

So steht in dem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, dass der Deutsche Bundestag die Bundesregierung und die Deutsche Bahn dazu auffordern soll, das Parlament „zeitnah mündlich und schriftlich“ zu informieren, wie es „am 12. August 2017 zu der Tunnelhavarie bei Raststatt-Niederbühl kommen konnte“.

Bereits am 5. September 2017 – das war allerdings noch vor dem Einzug der FDP in den Bundestag und ist deswegen vielleicht Ihrer Aufmerksamkeit entgangen – hatten wir hierzu eine Sitzung. Der vormalige Vorsitzende des Verkehrsausschusses, aber auch unser Staatssekretär Steffen Bilger sind darauf bereits eingegangen.

(Zurufe von der AfD)

In dieser Sitzung haben die DB Netz AG und der Staatssekretär Michael Odenwald vom Bundesverkehrsministerium dem Ausschuss über die ersten Erkenntnisse und Ursachen des Unfalls berichtet. Diese ersten Erkenntnisse können Sie in dem Protokoll der 117. Sitzung nachlesen.

(Dr. Christian Jung [FDP]: Aber das reicht doch nicht, Herr Kollege! Das ist doch alles oberflächlich, was Sie hier machen! Völlig oberflächlich!)

Liebe Liberale, ich kenne zwar nicht Ihre Definition des Wortes „zeitnah“, aber nach meinem Verständnis möchte ich behaupten, dass dieser kurze Zeitraum von knapp drei Wochen eindeutig hierunter fällt. Die Verantwortlichen haben eigentlich ein großes Dankeschön für die schnelle Reaktion verdient.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Der schriftliche Bericht zur Tunnelhavarie von Raststatt wurde uns seitens der Bundesregierung gestern vorgelegt, sodass es auch hierfür keiner weiteren Aufforderung der Bundesregierung seitens des Parlaments mehr bedarf

(Alexander Graf Lambsdorff [FDP]: Nach dem Antrag der FDP!)

und Ihre Wünsche diesbezüglich – ich weiß gar nicht, warum Sie so unzufrieden sind – bereits erfüllt sind.

(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Ja, genau!)

Weiter fordern Sie in Ihrem Antrag, dass „zum besseren Management von Ausweichstrecken das Zugsicherungssystem ... und die Digitalisierung des Schienennetzes“ vorangetrieben werden sollten.

(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht nichts voran! Absolut nichts!)

Das ist absolut richtig. Auch hier kann ich als Berichterstatter für das Baustellenmanagement nur auf die eingangs erwähnte heiße Nadel verweisen.

(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauen Sie einmal in die Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage! Kein Konzept! Sie weiß nicht einmal, was das kostet!)

Ich bin mir sicher, liebe Kollegen von der FDP, Sie haben unseren Koalitionsvertrag aufmerksam studiert. So finden Sie auf Seite 78 folgende Passagen:

Wir wollen die Digitalisierung der Schiene, auch auf hochbelasteten S-Bahnstrecken, vorantreiben und den Ausbau der europäischen Leit- und Sicherungstechnik ETCS,

– also das Zugbeeinflussungssystem, das heute schon mehrfach angesprochen worden ist –

elektronischer Stellwerke und Umrüstung der Lokomotiven durch den Bund unterstützen.

(Detlef Müller [Chemnitz] [SPD]: Und Triebfahrzeuge!)

Die Automatisierung des Güterverkehrs und das autonome Fahren auf der Schiene wollen wir durch Forschung und Förderung unterstützen.

(Oliver Luksic [FDP]: Ein bisschen spät!)

Das ist doch, so finde ich, eine klare Aussage. Alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien sollten diese technologischen Verbesserungen in die Eisenbahntechnik für mehr Sicherheit und Mobilität unserer Bürger unterstützen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Christian Jung [FDP]: Wir werden alles sezieren, bis klar ist, ob Sie Konsequenzen gezogen haben! – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn das doch auch die Bundesregierung täte!)

Sie haben auch die Kategorie „Potenzieller Bedarf“ angesprochen. Auch in meiner Heimatregion gibt es ein wichtiges Projekt zwischen Landshut und Plattling. Da bin ich ganz bei Ihnen: Auch da werden wir mit großen Schritten vorangehen, um die entsprechenden Projekte zu einer Entscheidung zu führen.

Sie sehen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir uns bereits in vielen Forderungen einig sind, diese übernommen haben und Ihr Antrag überhaupt nicht notwendig gewesen wäre.

(Daniela Ludwig [CDU/CSU]: Genau! – Dr. Christian Jung [FDP]: Das sieht die deutsche Wirtschaft anders! Die Chemieindustrie wie BASF in Rheinland-Pfalz! Also erzählen Sie keinen Unsinn!)

Positiv möchte ich zum Schluss noch das besonnene Krisenmanagement der Deutschen Bahn sowie des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur unter der damaligen Leitung von Alexander Dobrindt, aber auch die heute sehr transparente Behandlung dieser Angelegenheit durch den neuen Bundesminister Andreas Scheuer ansprechen.

Ein herzliches Vergelt’s Gott fürs Zuhören.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Detlef Müller [Chemnitz] [SPD])

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