Rede zur Stärkung des Garten- und Landschaftsbaus als innovativen Wirtschaftszweig

Danke schön. – Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon fast sehr harmonisch zu nennen, wie hier ein Thema unseres Ausschusses debattiert wird. Bei anderen Themen sind wir etwas leidenschaftlicher. Vielleicht eint uns ja das Thema, das wir hier haben.

Ich begrüße zu dieser Debatte auch Menschen aus einem Bundesland, die alles können außer Hochdeutsch. Ich begrüße die Mitglieder des Kreistages Göppingen und meinen Kollegen Hermann Färber. Schön, dass Sie dieser Debatte beiwohnen! Ich kann Ihnen versprechen: Nicht immer ist es so harmonisch hier.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Der Gartenbau hat in Deutschland eine lange Tradition. Es war früher eine Selbstverständlichkeit, einen eigenen Hausgarten anzulegen und für den eigenen Bedarf anzupflanzen. Das war gerade in den neuen Bundesländern der Fall. Die Versorgungssituation hat es ja bedingt notwendig gemacht, sein eigenes Obst und Gemüse im Schrebergarten mit einer kleinen Datsche anzubauen. Auch und gerade im ländlichen Raum und auf unseren Bauernhöfen gehört der Gartenbau wie selbstverständlich dazu. Der eigene Garten ist das wahre „Bio“. Gerade die junge Generation entdeckt den eigenen Garten wieder vollkommen neu für sich. Wahre Kleinbauern sind sie.

Als Landwirt begrüße ich die Ziele des vorliegenden Antrags ausdrücklich. Mit den aufgeführten Maßnahmen unterstützen wir die Inklusion von Urbanität und Landwirtschaft. In der Landwirtschaft und im heimischen oder urbanen Garten geht es um die gleichen Dinge. Der richtige Umgang mit Pflanzen ist Voraussetzung, damit aus der Saat ein genießbares Produkt wird. Die Vorarbeit ist wichtig, ebenso die Pflege, der Schutz, auch der Pflanzenschutz.

Wir haben hier Potenzial für mehr Wertschätzung der Produktion von Lebensmitteln, wir haben Potenzial für Akzeptanz der Preise, und wir haben Potenzial für geringere Verschwendung. Der Gartenbau, der in der Bevölkerung selbst stattfindet, erzeugt ein größeres Verständnis für Lebensmittel bei uns. Gerade Kinder können nicht früh genug entsprechende Erfahrungen machen, etwa in der Schule einen Apfel zu verzehren, der aus dem eigenen Garten kommt und selbst gepflückt worden ist. So kann man die heimische Produktion wesentlich besser wertschätzen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich über das starke Verlangen der Verbraucher nach regionalen Produkten. Auch hier handelt es sich nicht um eine moderne Entwicklung, sondern um Altbewährtes, das wieder auflebt. Gesundheitsbewusste Stadtbewohner, vorwiegend junge Familien, wollen wieder ökologisch angebautes Obst und Gemüse vom Bauernhof in ihrer Region. Mit diesem Antrag wollen wir die regionale Produktion von Lebensmitteln unterstützen.

Gerade kleine und mittelständische Agrarbetriebe, die sich auf ökologische Landwirtschaft spezialisieren, sind auf die Forschungsergebnisse angewiesen, die der Bund mit seinen Programmen zu Saatgut und zur Schädlingsbekämpfung unterstützt. Mit diesem Antrag wollen wir hier für eine Verstetigung sorgen. Wer im 21. Jahrhundert nicht Möhren und Zwiebeln im Wechsel anpflanzt, um einen natürlichen Schädlingsbefall zu verringern, ist auf die Forschungsergebnisse im Bereich Saatgut und Schädlingsbekämpfung angewiesen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren ich komme auf Landschaftsbau und Städtebau bzw. Grün in der Stadt zu sprechen. Berlin ist – das muss man gnadenlos anerkennen – das Paradebeispiel für Grün in der Stadt. Ich spreche jetzt nicht von der Partei.

(Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum eigentlich nicht?)

Den einen oder anderen von uns trifft man ja morgens immer im Tiergarten beim Joggen. Da können Sie das hautnah erleben. Wenn ich in meine Heimat schaue, kann ich feststellen, dass auch dort in den Städten immer mehr auf Grün in der Stadt geachtet wird. Wir sorgen diesbezüglich mit den Städtebaufördermitteln für gute Ansätze.

Heute kommt aber dem Thema „Grün in der Stadt“ noch eine ganz andere Bedeutung zu. Grün in der Stadt ist Staubfilter, ist Lärmdämpfer, ist Sichtschutz und vor allem Klimaschutz. Ich freue mich, dass sich im Deutschen Bundestag eine Parlamentsgruppe „Kulturgut Alleen“ gegründet hat, die sich den Schutz unserer Alleebäume an den Straßen auf die Fahne geschrieben hat.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sprechen in diesem Haus oft über ökologische Ausgleichsflächen. Wie wir wissen, regeln wir mit der Kompensationsverordnung diese ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Gerade wenn neue Straßen, wenn neue Gebäude gebaut werden müssen, ist der ökologische Ausgleich von Bedeutung. Wir müssen aber leider immer häufiger feststellen, dass gerade die Städte in Ballungsräumen in ländlichen Räumen landwirtschaftliche Nutzflächen kaufen und damit diese landwirtschaftlichen Nutzflächen den Landwirten und damit der Lebensmittelproduktion entziehen. Es besteht Bedarf, darüber zu diskutieren. Hier müssen wir nachsteuern.

Meine Damen und Herren, es ist wichtig, dass wir innerhalb der Städte einen ökologischen Ausgleich schaffen und nicht außerhalb, irgendwo in der Ferne. Deshalb ist bei Baumaßnahmen auf das Thema „Grün in der Stadt“ durch innovative Ideen der Architekten und eine verstärkte Pflege während der Baumaßnahmen zu achten. Zugleich muss dafür gesorgt werden, dass die Sache mit extern ausgelagerten Ausgleichsflächen, mit ökologischen Ausgleichsflächen im ländlichen Raum ein Ende hat. Die biologische Vielfalt muss innerhalb der Stadt gewährleistet sein; ein Ausgleich irgendwo auf dem flachen Land hilft da nicht weiter.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Gartenbau hat einen großen Energiebedarf; Kollegen sind schon darauf eingegangen. Es freut mich allerdings, dass sehr viele Gartenbaubetriebe auf regenerative Energieversorgung umgestellt haben. Ich kenne viele Gartenbaubetriebe, die eine eigene Hackschnitzelheizanlage oder Bioenergieanlagen betreiben oder an Biogasanlagen angeschlossen sind, um die Wärme zu nutzen. Das sogenannte regenerative Zusammenspiel funktioniert im Gartenbaubereich bereits hervorragend. Das sollten wir weiter unterstützen, damit wir hier vorankommen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Garten- und Landschaftsbau ist für mich neben der deutschen Landwirtschaft – er ist ja eigentlich ein Teil der deutschen Landwirtschaft – Garant für das freundliche Gesicht Deutschlands. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass dieses Gesicht weiterhin freundlich bleibt.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

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