Rede zur Nachhaltigen Mobilitätsforschung

Mobilität ist ein widersprüchliches Thema – wir diskutieren zum Teil sehr unterschiedlich darüber. Mobilität ermöglicht Konsum, den Weg zur Arbeit und zur Schule. Sie bedeutet individuelle Freiheit. Diese Freiheit ist das Recht eines jeden Menschen in unserem Land! Diese individuelle Mobilität wollen wir erhalten. Sie ist die wesentliche Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Darum darf Mobilität nicht zur sozialen Frage werden. Dazu gehört auch die freie Wahl des Verkehrsmittels.

Aber: Die Mobilität der Zukunft müssen wir so ausrichten, dass wir die Emissionen deutlich reduzieren und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das funktioniert durch richtige politische Weichenstellungen und das Setzen von Anreizen. Denn wachsender Verkehr kann die Umwelt und auch uns Menschen belasten. Kurzum: Unsere Ansprüche an Mobilität werden immer komplexer:

  • Sie soll die Grenzen einzelner Verkehrsmittel überwinden,
  • sie soll in Stadt und Land gut funktionieren,
  • für alle heutigen und für künftige Generationen,
  • sie soll weg- und zeitoptimal sein.
  • Konkret gesprochen: Mobilität soll genau auf unsere individuellen Bedürfnisse passen.

Wichtig ist aber auch: Immer mehr Menschen wollen auch sauber mobil sein, ohne die Umwelt zu belasten. Das alles klingt nach einem recht unlösbaren Problem. Zum Glück ist es das aber nicht. Die Antwort heißt: Forschung und Innovation. Genau darauf zielen wir mit unserem Antrag ab.

Deutschland ist in der Weltspitze, wenn es um Forschung und Entwicklung geht. Und wir glauben an innovative, zukunftsorientierte Lösungen mit einer klaren Ausrichtung auf den Klimaschutz. Diese Ausrichtung bestimmt die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und unseres Industriestandortes maßgeblich. Eine technologieoffene und marktwirtschaftliche Mobilitätsoffensive ist eine große Chance für uns. Deutschland als führendes Industrie- und Mobilitätsland in Europa hat hier auch Vorbildfunktion.

Wir sind hier also in einer sehr guten Position:

  1. Wir sind ein starker, internationaler Forschungsstandort.
  2. Wir haben innovative Unternehmen, vor allem im Mittelstand.
  3. Die Bundesregierung hat die Notwendigkeiten bereits erkannt.

Es gibt zahlreiche Forschungsprojekte und innovative Programme, die die Förderung einer sauberen, marktwirtschaftlichen Mobilität zum Ziel haben: Das Programm

„mFund“ des BMVI, die Forschungsagenda „Nachhaltige urbane Mobilität“ des BMBF, den Aktionsplan „Forschung für autonomes Fahren“ oder die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung – um nur einige zu nennen.

Die vielen guten Projekte weisen aber auch auf einen der Kernpunkte unseres Antrags hin: eine bessere Vernetzung der Maßnahmen. Darum fordern wir eine ressortübergreifende Strategie Mobilitätsforschung. Das heißt: Die Dinge, die schon laufen – die gut laufen –, in einer gemeinsamen Strategie bündeln. Das schafft die Mög- lichkeit, neue Mobilitätskonzepte zu formen und schnell umzusetzen.

Ein weiteres Kernanliegen unseres Antrags: Technologieoffenheit. Sie ist eine wichtige Bedingung für beides: Klimaschutz und Ertragskraft. Damit meine ich konkret: keine einseitige Fokussierung auf eine Technologie wie die E-Mobilität. Elektromobilität gilt bei vielen als Königsweg zur Verringerung des CO2-Ausstoßes. Das ist allerdings ein Irrweg. Elektrische Antriebe mit Batterien sind zwar im Auto selbst emissionsfrei, insgesamt aber abhängig vom realen Strommix und einer vernünftigen Ladeinfrastruktur. Von den teils fragwürdig abgebauten Rohstoffen ganz zu schweigen. Die Chinesen beispielsweise fahren die Förderung von E-Mobilität wieder zu- rück und setzen verstärkt auf Wasserstofftechnologie.

Stattdessen müssen Politik und Industrie technologieoffen sein, um eine „Mobilitätswende“ hin zu Fahrzeugen mit geringerem CO2-Ausstoß zu bewerkstelligen. Das ist unabdingbar für den Klimaschutz.

Dabei müssen wir die gesamte Wertschöpfungskette betrachten – von der Gewinnung der Rohstoffe bis hin zur Entsorgung. Wir müssen alle Antriebssysteme in der Forschung (weiter)  fördern. Der Auftrag an  die Forschung kann beispielsweise lauten: Wo ist welches Sys- tem am effizientesten? Dabei müssen wir alles in Betracht ziehen: E-Mobilität, Wasserstoff, Erdgas, synthetische Kraftstoffe, hybride Systeme und natürlich den klassischen Verbrennungsmotor.

Hier können unterschiedliche Anwendungsfelder zu unterschiedlichen Lösungen führen. Das E-Auto mag in der Stadt, für kurze Entfernungen mit langen Standzeiten, effizient sein. Für den Lieferverkehr mit großen Lasten und langen Fahrtstrecken funktioniert sie nicht. Darum brauchen wir Forschung, um effiziente und optimale Lösungen für die verschiedenen Fälle zu finden.

Dabei sollten wir auch Parallel-Hybride oder serielle Hybride nicht außer Acht lassen. Das ist Zukunftsforschung: unterschiedliche Forschungsansätze so verbinden, dass Mobilität als großes System gedacht und be- arbeitet wird. Und soziale Marktwirtschaft und Klimaschutz als Leitmotive.

Ein weiterer wichtiger Punkt in unserem Antrag: Wir brauchen Mobilitätskonzepte, die multimodal sind. Und wir müssen sie gut vernetzen. Denn, so ehrlich müssen wir sein: Wir können einen ÖPNV in der Fläche nicht garantieren, so wie die Menschen ihn brauchen. Wenn ein Vater oder eine Mutter nach einem langen Arbeitstag mit dem Auto 20 Minuten schneller bei den Kindern ist als mit der Bahn, dann wird sie wahrscheinlich das Auto nutzen. Und wer könnte es ihr verübeln. Darum brauchen wir eine kluge Vernetzung von Individualverkehr und ÖPNV im ländlichen Raum.

Wir wollen eine Mobilität, die für die Menschen funktioniert. Das heißt, lebenspraktisch, kostengünstig und zugleich umwelt- und klimaschonend. Wir haben eine Forschungslandschaft, die zu diesem Ziel entscheidend beitragen kann.

Wir wollen unseren Kindern eine intakte Umwelt und eine funktionierende Mobilität hinterlassen. Die Leitlinien dafür sind Innovationen und Technologieoffenheit statt Verboten und Verzicht. Mit diesem Antrag stellen wir Chancen und nicht Einschränkungen in den Mittelpunkt.

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