Redebeitrag zur Nachhaltigkeit von Klima- und Umweltschutz

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft:

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Lebe vom Ertrag, lebe nicht von der Substanz. Was das bedeutet, das wissen Land- und Forstwirte nur zu gut. Es bedeutet ihr Überleben, es bedeutet unser aller Überleben. Land- und Forstwirte, Gartenbauer, Fischer – sie denken nicht in Quartalen, sie denken in Generationen. Wir müssen Nachhaltigkeit aber ganzheitlich verstehen, anders als zum Beispiel die Grünen, die nur auf die Ökologie achten. „Ganzheitlich“ heißt, Ökologie im Blick zu haben, aber auch die ökonomische Basis und die soziale Balance.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Was bedeutet das? Dass wir Ressourcen wertschätzen und nicht verschwenden, dass wir Land- und Ernährungswirtschaft intelligent weiterentwickeln, dass wir unsere natürlichen Verbündeten beim Klimaschutz aktivieren, unsere Wälder und unsere Böden. Wir haben deshalb in meinem Ministerium einen Zehn-Punkte-Plan mit ganz konkreten Maßnahmen erarbeitet.

(Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viele Punkte-Pläne noch?)

– Die Grünen werden dann unruhig, wenn es konkret wird, weil sie dann von ihrer Flughöhe runtermüssen. Dann zeigt sich, wer wirklich Klimaschutz ernst nimmt, weil er ihn in den Alltag überträgt.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Plan reicht vom Schutz des Moorbodens über Energieeinsparung im Gartenbau, eine emissionsarme Tierhaltung, den Humusaufbau im Ackerland sowie die Stärkung unserer Wälder und die Reduzierung von Lebensmittelabfällen bis hin zur Förderung eines regionalen und nachhaltigen Konsums. Wir machen es konkreter: Wir fördern. Wir setzen das als Bundesregierung um: nachwachsende Rohstoffe, Autoreifen aus Löwenzahn, Gummistiefel aus Mais, Fahrradhelme aus Holzfasern.

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht sich auf dem Foto gut!)

Das mag lächerlich klingen. Aber die einen wollen verbieten, und wir bieten Lösungen an. Das ist Nachhaltigkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb sage ich auch ganz klar: Stichwort „Holz“. Unser Klimaschützer Nummer eins ist der Wald. Er liefert uns den bedeutendsten nachwachsenden Rohstoff, das Holz. Holz speichert den Kohlenstoff oft über Jahrzehnte in Möbeln, in ganzen Häusern. Wir mögen den Wald, wir mögen Bäume, wir mögen Möbel aus Holz; aber die Grünen mögen nicht, dass Bäume geschlagen werden und Holz geerntet wird. Wir sagen Ja zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung; denn ansonsten werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen können.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir alle wissen: Der Zustand unseres Waldes ist dramatisch. Wir brauchen den Wald, unsere grüne Lunge. Jetzt braucht er uns:

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie doch was!)

Schadholz räumen, Schutz vor Schädlingen, standortangepasste, stabile Baumarten pflanzen.

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht nur beschreiben! Machen!)

Deshalb nimmt die Bundesregierung, nehmen wir gemeinsam 1,5 Milliarden Euro in die Hand. Die Große Koalition will das in den kommenden Jahren für die Zukunft investieren.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn genau?)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, jeder Baum, der jetzt nicht gepflanzt wird, ist eine verpasste Chance für unsere Enkel und Urenkel. Deshalb: Machen Sie mit bei den Deutschen Waldtagen, die wir im Anschluss eröffnen werden!

Aber, verehrte Damen und Herren, bei der Nachhaltigkeit sind wir alle gefragt, nicht immer nur die anderen. „Nachhaltigkeit“ heißt für Verbraucherinnen und Verbraucher, Lebensmittel wertzuschätzen und nicht wegzuwerfen. Aber bitte auch die wertschätzen, die für unsere Lebensmittel sorgen, und ihnen nicht ständig unterstellen, dass sie Klimavergifter sind, dass sie Tiere quälen und dass sie den Insektenschutz schleifen würden.

(Beifall bei der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie doch einfach mal was!)

Deshalb sage ich ganz klar: Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet im Müll – das ist zu viel –, während 700 Millionen Menschen weltweit Hunger leiden. In unseren Lebensmitteln stecken Wasser, Energie, Rohstoffe, Arbeitskraft, Sorgfalt und auch Herzblut. Gleichzeitig entstehen durch Lebensmittelverschwendung Treibhausgasemissionen:

(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wissen Sie eigentlich, dass Sie die zuständige Ministerin sind?)

8 Prozent der weltweit anfallenden Menge. Das setzt unsere Erde unter Druck.

(Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Absurdistan!)

Deshalb haben wir uns als Große Koalition verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung pro Kopf zu halbieren und Lebensmittelverluste entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette zu reduzieren.

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

– Die Reaktion der Grünen zeigt, dass wir genau den richtigen Punkt getroffen haben, weil Sie nun kein Wahlkampfthema mehr haben,

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben nur die Nase voll von Ihren Ankündigungen!)

weil wir Umsetzungskompetenz und nicht nur Forderungskompetenz haben.

Wir erfassen die Höhe der Lebensmittelabfälle auf jeder Stufe.

(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur zu Ihrer Info: Sie sind die zuständige Ministerin!)

So können wir nachvollziehen, wo Schwierigkeiten sind. Wir haben eine kluge Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entwickelt, die Vorbild für die Europäische Union geworden ist. Das ist nationale Politik, die auch einen globalen Anspruch hat.

(Beifall bei der CDU/CSU – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Darauf kann man stolz sein! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben die Nase voll von Ihren Reden und Ankündigungen!)

Deshalb sage ich auch: Produzenten, die Landwirte, sind wirkliche Praxisklimaschützer, weil sie tatsächlich CO2 speichern können, im Gegensatz zu Theorieklimaschützern, die viel fordern, aber kein Milligramm CO2 aus der Luft holen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Frau Kotting-Uhl, Herr Spiering, ich habe es schon gesagt: Wir haben die Experimentierfelder eingeführt und zeigen, wie Digitalisierung läuft; denn die Landwirte schützen Artenvielfalt, Energieverbrauch wird reduziert, Emissionen werden eingespart. Wer fordert, dass sich Landwirtschaft verändern muss, hat überhaupt nicht mitbekommen, wo wir heute schon stehen. Wir sind nicht auf der Standspur, sondern wir sind schon längst auf der Überholspur.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir lösen Zielkonflikte. Wir sagen nicht: „Entweder-oder: das eine verbieten, das andere lassen“, sondern wir zeigen, wie Lösungen gehen: Klimaschutz und Tierwohl zusammenbringen. Mehr Emissionen: Ja, wir forschen auch an Futtermitteln, durch die die Tiere weniger Methan ausstoßen. Ja, wir forschen daran, wie wir mit Drohnen Schädlinge auf den Ackerflächen früher erkennen können, damit die Bodenbearbeitung in erosionsgefährdeten Gebieten reduziert werden kann. Das sind Zielkonflikte. Weniger Pflanzenschutzmittel, passgenau aufgebracht – das sind Lösungen.

Deshalb sage ich: Es geht um nichts weniger als um die Bewahrung der Schöpfung.

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie was dafür!)

Es geht darum, dass wir von den Erträgen leben und nicht von der Substanz. Das geht nur mit Experten.

(Beifall bei der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie auf, nur anzukündigen! Machen Sie doch mal was Konkretes, nicht nur Schönwetterreden!)

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