Fortsetzung der Aussprache zur Regierungserklärung Ernährung und Landwirtschaft

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wer kennt hier eigentlich noch seinen Bauern um die Ecke? Wer weiß genau, was er macht, wie und warum er Landwirtschaft betreibt? Gefühlt ist diese Ecke aus meiner Sicht weit weg von der Realität – wenn ich mir die Rede von der Kollegin der Linken noch einmal vor Augen halte,

(Niema Movassat [DIE LINKE]: Eine gute Rede!)

umso mehr.

Liebe Kollegin von der Linken, ich nehme hier und heute das Wort „Bayern“ nur einmal in den Mund. Ein Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe in unserem Land liegt in Bayern. Sie sind nicht besonders groß, aber leistungsfähig, weil eine Staatsregierung dahintersteht, die sagt: Wir unterstützen unsere Betriebe neben dem Bund in ihrer Vielfalt. – Das ist aus meiner Sicht glaubwürdige Politik.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wissen über Landwirtschaft aus erster Hand halte ich in einer Zeit medialer und digitaler Möglichkeiten, auch Manipulationen, sprich: Fake News, für zwingend notwendig. Miteinander statt übereinander reden, Brücken bauen statt Brücken abreißen, Brücken bauen zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik – das ist unser Motto. Mein Antrieb ist: neue Wege gehen und Landwirtschaft und Umwelt versöhnen.

Meine Damen, meine Herren, es ist spannend, faszinierend und vor allem aufregend im positiven Sinne, in die Arbeitswelt unserer Bauern und Bäuerinnen real einzutauchen. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich über Jahrzehnte Landwirtschaft betrieben und begleitet habe; nun tragen mein Sohn und seine Familie Verantwortung. In diesen Jahrzehnten gab es gewaltige Umbrüche. Eines aber ist für mich unverändert geblieben. Schon damals galt: Wenn es meinen Tieren gut geht, dann geht es auch dem Betrieb, meiner Familie und mir gut. – Deshalb appelliere ich an dieser Stelle an alle, sowohl an die Tierhalter als auch an die Verbraucher: Nehmen Sie Ihre Verantwortung ernst!

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ursula Schulte [SPD])

Damals gab es enge, dunkle Ställe. Das war kein Aufreger in der Öffentlichkeit. Heute reden wir über großzügige, lichtdurchflutete Ställe. Das ist ein Aufreger. Damals hat man Pflanzenschutzmittel eingesetzt nach dem Motto „Viel hilft viel“; ähnlich war es bei der Düngung. Zwischen damals und heute, liebe Kolleginnen und Kollegen, gibt es aus meiner Sicht einen kleinen Quantensprung. Düngung, also Nahrung für die Pflanzen, erfolgt heute nach Bedarf, nicht zu viel, nicht zu wenig. Digitalisierung und modernste Technik helfen dabei. Aber wir können noch besser werden, und das müssen wir auch. Beim Pflanzenschutz ist es genauso. Heute sagen wir: Wissenschaft und Landwirtschaft gehen Hand in Hand. Unser Ziel sind gesunde Pflanzen – egal ob bio oder konventionell – durch optimale Versorgung durch Profis, durch gelernte Landwirte. Das bedeutet für mich nachhaltige Landwirtschaft.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch über unser Ernährungsverhalten wissen wir heute so viel mehr als früher. Trotzdem werden die Menschen krank wegen falscher Ernährung. Immer mehr Menschen definieren ihr Sein, ihr Anderssein über ihre besondere alternative Ernährung. Damit das klar ist: Jeder kann und soll aus meiner Sicht essen, was er will. Aber für mich gilt immer noch: Die beste Medizin ist eine abwechslungsreiche, eine bedarfsgerechte Ernährung, möglichst frisch, saisonal und regional.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ich finde es klasse, dass unsere Ministerin in ihrer fulminanten Rede nicht von Verboten gesprochen hat, sondern von mehr und gezielter Aufklärung, von Wahrheit und Klarheit, auch bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wahrheit und Klarheit fordere ich auch bei privaten Einbrüchen in Tierställe. Es kann nicht sein, dass unter dem Vorwand der Recherche für den Tierschutz Recht gebrochen und das auch noch begrüßt wird.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Wehret den Anfängen! Diese Aktionen müssen wir ohne Wenn und Aber verurteilen und verfolgen.

Der traurige Höhepunkt ist, dass man in die Privaträume der Ministerin in Nordrhein-Westfalen eingestiegen ist, das private Netzwerk gehackt hat, den Fernseher manipuliert hat. Hier ist für mich die Grenze zur Kriminalität eindeutig überschritten worden.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich sage an dieser Stelle: Liebe Christina Schulze Föcking, wir stehen hinter dir. Es kann und darf nicht sein, dass Minister auch noch dafür büßen müssen, wenn sie praktischen Sachverstand ins Amt mitbringen.

(Beifall des Abg. Artur Auernhammer [CDU/CSU])

Wenn der Zweck die Mittel heiligt, meine Damen und meine Herren, dann wird es gefährlich. Darum danke ich an dieser Stelle allen Bauern und Bäuerinnen, die jeden Tag ihr Bestes geben, hart dafür arbeiten, dass unser tägliches Brot sicher und jederzeit verfügbar ist.

Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich:

Frau Kollegin, denken Sie an Ihre Redezeit.

Marlene Mortler (CDU/CSU):

Ja. – Unsere Aufgabe ist es deshalb, dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft unsere Bauern im Wettbewerb, sowohl auf dem Wochenmarkt als auch dem Weltmarkt, ihre Chancen nutzen, dass sie weiter ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten und dass sie im Sinne ihrer Betriebe wirklich Bürokratieabbau erleben. Das heißt, Bürokratieabbau darf aus unserer Sicht kein Lippenbekenntnis bleiben.

In diesem Sinne komme ich zum Schluss.

Vizepräsident Dr. Hans-Peter Friedrich:

Das ist gut. Der Schluss ist eigentlich schon da, Frau Kollegin.

Marlene Mortler (CDU/CSU):

Ich bedanke mich, Herr Präsident, dass Sie so großzügig mit mir umgegangen sind. – Mit Blick nach vorne wünsche ich Ihnen allen ein frohes Osterfest, gesegnete Ostern und viele Ostereier – aber übertreiben Sie nicht!

(Beifall bei der CDU/CSU)

Druckversion