25 Jahre Deutsche Einheit: Im Interview erklärt Gerda Hasselfeldt, warum die Union immer an der Einheit festhielt und warum, die aktuellen Flüchtlingsströme eine größere Herausforderung seien als die Wiedervereinigung.

Die Deutsche Einheit war ein großer Kraftakt, jetzt steht Deutschland wieder vor einer riesigen Herausforderung. Welche Parallelen sehen Sie?

Im Moment sind so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Ich denke, die Begrenzung und Bewältigung der Flüchtlingsströme wird eine noch größere Herausforderung als die Wiedervereinigung. Wir haben es mit geopolitischen Krisen zu tun, die wir hier in Deutschland nicht lösen können. Sowohl die Deutsche Einheit als auch die aktuelle Völkerwanderung sind epochale Ereignisse, die enorme Herausforderungen für den deutschen Staat und die Gesellschaft bedeuten.

Wie bewerten Sie persönlich die Deutsche Einheit nach 25 Jahren?

Die Union hat immer an der Vision der Einheit festgehalten. Auch als diese Auffassung immer unbeliebter wurde und sich Viele mit einer Zweistaatlichkeit arrangieren wollten. Ich bin auf diesen klaren Kurs nach wie vor sehr stolz. Die Wiedervereinigung war für uns nie nur ein leeres Versprechen, sondern immer eine Herzensangelegenheit. Auch nach 25 Jahren ist die historische Leistung von Helmut Kohl unvergessen. Er hat mutig die Initiative ergriffen, als sich mit dem Fall der Mauer die einmalige Chance zur Wiedervereinigung ergab.

Was war Ihr schönster Moment im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung?

Es gibt nicht den einen Moment. Zwischen Fall der Mauer und Unterzeichnung des Einigungsvertrages gab es viele schöne, bewegende Momente, aber auch unglaublich viel Arbeit. Emotionaler Höhepunkt bleiben die Stunden des Mauerfalls 1989. Da wurde uns das größte Glück unserer Geschichte zuteil. Als Bauministerin durfte ich die Einheit mitgestalten. Das war eine ebenso fordernde wie spannende Zeit. Es gab ja keinerlei Vorbilder, wie man zwei Staaten zusammenführt. Da haben wir nahezu jeden Tag Neuland betreten. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Zeit so nah erleben und mitgestalten durfte.

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