Lammert: „Kein Tag der deutschen Selbstbefreiung“

Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Im Plenarsaal kamen der Deutsche Bundestag und der Bundesrat zu einer Gedenkstunde anlässlich des 8. Mai 1945 zusammen, der das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa markierte.

„Nach fürchterlichen sechs Jahren schwiegen die Waffen“, betonte Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert in seiner Rede in der heutigen Gedenkstunde anlässlich des Weltkriegsendes vor 70 Jahren. Der 8. Mai 1945 markierte das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, nachdem die deutsche Wehrmacht bedingungslos kapituliert hatte. Der Gedenktag erinnert nicht nur an die tiefe Zäsur von 1945, sondern auch an den Neuanfang und die doppelte Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus.

Lammert unterstrich das Leid, das der Krieg verursachte: „Wir gedenken heute der Millionen Opfer eines beispiellosen Vernichtungsfeldzugs gegen andere Nationen und Völker, gegen Slawen, gegen die europäischen Juden.“

Weiter führte er zum Charakter des 8. Mai 1945 aus: „Er war aber kein Tag der deutschen Selbstbefreiung.“ Die gescheiterten Versuche mutiger Deutscher im Widerstand dürften nicht vergessen werden. Doch Gedanken und Respekt gelten laut Lammert vor allem denen, „die unter unvorstellbaren Verlusten die nationalsozialistische Terrorherrschaft beendet haben“.

In den Nachkriegsjahren folgten dann schmerzhafte Jahre der „inneren Befreiung“, so Lammert. Es galt, sich der Geschichte zu stellen, selbst da, wo es schwer auszuhalten war.

Der Historiker Prof. Dr. Heinrich August Winkler hielt die Gedenkrede und ordnete die Jahrzehnte vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ein: „In der deutschen Gesichte gibt es keine tiefere Zäsur“, so Winkler. „Abgeschlossen ist die deutsche Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit nicht, und sie wird es auch niemals sein." Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse sagte er, die jüngsten Ausbrüche von Hetze und Gewalt seien eine Mahnung, „die eigentliche Lehre der deutschen Geschichte der Jahre 1933 bis 1945 zu beherzigen: die Verpflichtung, unter allen Umständen die Unantastbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen zu achten.“

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